Dies ist ein Auszug aus dem Buch Das Praxisbuch Pedelec für Einsteiger - Kaufberatung & Fahrpraxis

Der Akku

Autor: Rainer Gievers - Publiziert im Januar 2021

Eine der teuersten Komponenten Ihres Elektrofahrrads ist der Akku. Elektroniker dürften uns verzeihen, dass wir aus Verständlichkeitsgründen in diesem Kapitel einiges vereinfacht darstellen.

In der Pedelec-Anfangszeit (vor 2010) wurden noch Nickel-Cadmium- (NiCad) oder Nickel-Metall-Hydrid- (NiMH)-Akkus verbaut, die schwer waren und eine vergleichsweise geringe Kapa­zität hatten. Darüber hinaus kam es zum sogenannten Memory-Effekt, das heißt durch falsches Aufladen verloren die Akkus an Kapazität. Falls Sie selbst noch ein Pedelec mit NiCad- oder NiMH-Akku besitzen oder Sie günstig eines gebraucht erwerben können, bietet sich die Um­rüstung an, die wir im Kapi­tel Wenn der Akku nicht mehr erhältlich ist beschreiben.

Seit 2017 ist übrigens der Verkauf von NiCad-Akkus verboten1, weshalb Sie ohnehin nicht die Umrüstung auf die als Nächstes beschriebene Li-Ion-Technologie vermeiden können.


Rahmenakku eines NCM Milano Plus-Pedelecs

Rahmenakku eines NCM Milano Plus-Pedelecs (1). Damit der Akku nicht gestohlen wird, ist er mit ei­nem Schloss (2) gesichert. Über eine Buchse ist das Aufladen im aus- und eingebautem Zustand möglich (3).

Auf dem Markt sind inzwischen nur noch Pedelecs mit Lithium-Ionen- (Li-Ion) Akku erhält­lich. Diese haben eine Reihe von Vorteilen im Vergleich zu den oben aufgeführten alten Akku-Typen:

  • Hohe Energiedichte bei geringen Gewicht
  • Kein »Memory-Effekt«
  • Schnelles Aufladen

Die Nachteile:

  • Tiefentladung zerstört den Li-Ion-Akku
  • Kapazitätsverlust durch Alterung
  • Bei Beschädigung besteht akute Brandgefahr


Nicht nur eine Anzeige der Bedieneinheit am Lenker informiert über den Akkuladezustand, auch der Akku selbst hat eine entsprechende Anzeige.

Grundlagen

Der Akku ist Teil des Antriebssystems, das vereinfacht dargestellt, zusätzlich aus Motor und Bord­computer (Bedieneinheit) besteht.

Nicht nur die Bedieneinheit informiert permanent über den Akku-Ladezustand, auch am Akku selbst zeigen LEDs auf Knopfdruck die Ladung an. Letzteres ist praktisch, weil Sie den Akku auch, wenn er aus dem Pedelec entnommen ist, jederzeit überprüfen können.


Innenleben eines Pedelec-Akkus

Innenleben eines Pedelec-Akkus mit dutzenden zusammengeschalteten Lithium-Ionen-Einzelzellen. Foto: WSB Battery Technology GmbH (www.akkuman.de)

Akku-Leistung

Mit dem Umstieg aufs Pedelec werden Sie zum »Elektronik-Versteher«, denn hier spielen Volt­stärke, Ladung und Wattstunden eine große Rolle.

Diese Begriffe finden Sie immer im Zusammenhang mit den Akkus:

  • Voltstärke: Die Akkus sind im Handel mit 24, 36 oder 48 Volt erhältlich. Viele Pedelecs sind derzeit mit einem 36-Volt-System ausgestattet.
  • Ladung (Energiegehalt): Die Ladung wird in Amperestunden (Ah) angegeben und beträgt meistens zwischen 10 bis 17 Ah.

Die Leistung des Akkus lässt sich leicht aus der Multiplikation von Voltstärke und Amperstunden berechnen. Beispiel: 36 V-Akku × 17 Ah = 612 Wh.

Einige Hersteller bieten ihre Elektrofahrräder nur mit Akkus einer bestimmten Leistung an, während andere mehrere Leistungsvarianten im Programm haben. Für einen guten Fahrradfach­händler ist es aber kein Problem, Ihr Wunschrad mit dem gewünschten Akku auszustatten. Der Nachkauf eines Akkus im freien Handel stellt zudem kein Problem dar.

Bevor Sie zum größtmöglichen Akku greifen, denn Sie möchten ja nicht auf halber Strecke liegen bleiben, müssen Sie aber einiges beachten: So kostet beispielsweise ein »Bosch PowerPack Rah­menakku« mit 500 Wh im Versandhandel mindestens 570 Euro2, während Sie für die 400 Wh-Variante nur rund 430 Euro3 auf den Tisch legen. Auch das Gewicht ist bei der 500 Wh-Variante etwas höher. Pendeln Sie ohnehin nur zwischen Arbeitsplatz und Zuhause, ist der Aufpreis vielleicht in einem zweiten Netzteil besser angelegt, mit dem Sie jeweils auf der Arbeit den Akku nachladen.

Größere Akkus haben den Vorteil des geringeren Verschleißes, auf den noch das nächste Kapitel eingeht.

Richtig laden

Bei einem Li-Ion-Akku besteht keine Gefahr, dass Sie ihn falsch laden, das heißt, Sie müssen im Vergleich zu den alten NiCad/NiMH-Akkus nicht warten, bis er fast leer ist. Stattdessen laden Sie Ihren Akku immer auf, wenn Sie es für notwendig erachten. Gute Ladegeräte schalten zudem auto­matisch von Laden auf Spannungserhaltung um, wenn der Akku voll ist. Idealerweise laden Sie den Akku bei Zimmertemperatur.

Natürlich hält Ihr Akku nicht ewig, sondern wird mit Gebrauch über die Jahre Kapazität verlieren, bis die Pedelec-Reichweite so gering ist, dass Sie einen neuen Akku benötigen.

An dieser Stelle müssen wir auf die sogenannten Ladezyklen eingehen. Ein Ladezyklus ist das vollständige Entladen und wieder Aufladen des Akkus. Ein Pedelec-Akku lässt sich mindestens 1000 Mal aufladen, bevor er unbrauchbar wird. Dies hört sich zunächst einmal gering an, ins­besondere wenn Sie mehrmals täglich aufladen. Zu beachten ist aber, dass beispielsweise ein 50%iges Aufladen auch nur einem halben Ladezyklus entspricht.

Umgerechnet auf eine »normale« Nutzung kommen Sie mit Ihrem Pedelec deshalb locker auf 50.000 Kilometer, bevor der Akku schlapp macht. Radeln Sie beispielsweise jedes Jahr 10.000 Kilometer, müssen Sie sich demzufolge erst nach fünf Jahren nach einem neuen Akku umsehen. Die verfügbare Akkukapazität reduziert sich ab etwa der 500ten Aufladung auf 80 %, was Sie bei Ihrer Tourenplanung beachten sollten.

Vor der bereits erwähnten Tiefentladung brauchen Sie im übrigen keine Angst zu haben, denn eine Elektronik schaltet den Akku automatisch ab, wenn die Zellenspannung während der Fahrt auf einen gefährlichen Tiefpunkt fällt. Im Alltag verbietet sich das Umgehen der Akkuabschaltung, beispielsweise, indem Sie mit dem Fahrrad anhalten, bis sich der Akku etwas erholt, um dann weiterzufahren. Ist der Akku leer, schalten Sie die Motorunterstützung aus und fahren nur mit Muskelkraft weiter.

Unabhängig von den Ladezyklen altern Li-Ion-Akkus auch bei Nichtnutzung. Geschätzt 4 % Kapazität verliert der Akku pro Jahr4. Deshalb finden Sie nicht nur bei vielen Pedelec-, sondern auch bei Notebook-Akkus das Produktionsdatum auf einem Etikett. Kaufen Sie im Handel einen neuen Akku, oder ein Pedelec, sollte das Akku-Produktionsdatum maximal zwei Jahre zurück liegen. Die Akku-Alterung ist auch beim Pedelec-Gebrauchtkauf zu berücksichtigen, worauf Kapitel Gebrauchtkauf noch eingeht.


Wenn Sie mit dem Pedelec zwischen Büro und Wohnung pendeln, empfiehlt sich unter Umständen die Anschaffung eines zweiten Ladegeräts, mit dem Sie den Akku während der Arbeit aufladen. Foto: www.pd-f.de / Arne Bischoff

Test des ADAC

2015 hat der ADAC die Pedelec-Akkus von Bosch und Samsung unter die Lupe genommen5. Selbst nach 700 Voll-Ladezyklen (Akku komplett entladen, dann wieder vollgeladen) hatte der Bosch-Akku noch 80 % seiner Kapazität. Der Samsung-Akku kam bei der gleichen Endkapazität auf nur 500 Ladezyklen, kostete dafür aber auch erheblich weniger.

Ein interessantes Detail brachte der ADAC-Test ans Tageslicht: »Im mittleren Ladezustandsbe­reich ist der Verschleiß am geringsten, in den Randbereichen am höchsten. D.h., wenn man den Akku ständig im Bereich 80 bis 100 Prozent des Ladezustands nutzt (ebenso bei 0 bis 20 Prozent), belastet das den Akku am höchsten. Ideal ist eine Ladestandsnutzung zwischen 40 und 60 Prozent; dann hält beispielsweise der Bosch-Akku über 9.350 Ladezyklen, was bei einem Pedelec eine Reichweite von über 93.500 km entspricht. Die Randnutzung lässt die Batteriekapazität schon nach 1.150 Ladezyklen unter 80 Prozent fallen (nur ca. 11.500 km)«.

In der Praxis haben Sie vom ADAC-Ergebnis leider kaum etwas, denn nur bei regelmäßigen kurzen Touren ist es möglich, den Akku auf 40 bis 60 % Ladezustand zu halten. Zudem müssten Sie regelmäßig den Aufladevorgang kontrollieren, damit der richtige Ladezustand erreicht wird. Darüber verliert der Akku ja ohnehin jedes Jahr Kapazität durch Alterung, weshalb Sie kaum auf ihn Rücksicht nehmen müssen.

Warum sich ein größerer Akku lohnen kann

Wir hatten bereits in den vorherigen Kapiteln die von jedem Akku unterstützten Ladezyklen er­wähnt. Darunter versteht man das vollständige Entladen (durch den Gebrauch) und Wiederaufla­den eines Akkus, wobei die meisten Akkus problemlos hunderte Ladezyklen vertragen, bevor die Kapazität merklich zurückgeht. Das Aufladen eines beispielsweise halbvollen Akkus entspricht dabei auch nur einem halben Ladezyklus.

Angenommen, Sie fahren regelmäßig die gleiche Strecke von 20 Kilometern. Wir wollen uns jetzt mal anschauen, was das für die Akkuladezyklen von zwei Akkus unterschiedlicher Kapazität be­deutet: Einen 396 Wh-Akku leert jede Fahrt auf 80%, während der größere 612 Wh-Akku noch 90% Ladung anzeigt. Pro Ladezyklus kommen Sie in unserem vereinfachten Beispiel also beim kleineren Akku auf 100 Kilometer Wegstrecke, während es beim größeren Akku 200 Kilometer sind. Der größere Akku verschleißt also langsamer.

Richtig lagern und transportieren

Sie nutzen Ihr Elektrorad für längere Zeit nicht? Dann laden Sie den Akku auf 30 bis 60 Prozent6 seiner Kapazität auf und lagern ihn beziehungsweise das Pedelec frostfrei und vor Sonnen­einstrahlung und Hitze geschützt bei idealerweise 15 bis 20 Grad7. Alle paar Monate kontrollieren Sie den Ladezustand, indem Sie die dafür bestimmte Taste am Akku betätigen und laden gege­benenfalls nach. Von der Methode, den Akku permanent über Monate am Ladegerät anzu­schließen, raten wir ab, weil dadurch Akku und Ladegerät verschleißen.

Im Winter nehmen Sie ebenfalls immer den Akku ins Haus, denn Kälte ist nichts für ihn. Erst kurz vor dem Einsatz setzen Sie den Akku an einem eiskalten Tag ins Fahrrad ein. Durch die Stroment­nahme hält sich der Akku während der Fahrt selbst warm. Ein tiefgekühlter Akku wird dagegen nur ca. 70% seiner Leistung abgeben8, erholt sich aber bei wärmeren Temperaturen wieder und funktioniert dann wieder wie gewohnt.

Haben Sie den Akku aus dem Pedelec entnommen, sollten Sie am Pedelec gegebenenfalls die Kontaktstifte mit einem Tuch oder einer Plane als Schutz gegen Staub und Feuchtigkeit abdecken. Der Handel bietet aber auch spezielle Abdeckkappen (»Blindstopfen«) an.

Der Akku gehört zu empfindlichsten Bauteilen Ihres Gefährts. Deshalb sollten Sie ihn nach Mög­lichkeit entnehmen und separat aufbewahren, wenn Sie Ihr Fahrrad mal mit dem Auto transportie­ren. Der Akku darf dabei nicht einfach im Auto »herumfliegen«, sondern muss gesichert abgelegt werden, beispielsweise in einer gepolsterten Tasche im Fußraum. Mit einem Gewicht von bis zu 4 Kilogramm entwickelt sich ein ungesicherter Akku bei Vollbremsung zu einem gefährlichen Ge­schoss, das darüber hinaus Feuer fangen kann. Befinden sich weitere Gegenstände in der Aufbe­wahrungstasche, müssen die Akkukontakte eventuell abgeklebt werden, damit es nicht zu einem Kurzschluss kommt.

Beachten Sie die Hinweise von Fluggesellschaften, Speditionen oder Lieferdiensten, falls Sie mal das Fahrrad oder den Akku verschicken, denn in der Transportbranche gelten Li-Ion-Akkus als Ge­fahrgut. In der Regel ist der Pedelec-Flugzeugtransport nur ohne Akku erlaubt, den Sie wiederum per Paket an den Zielort schicken müssen.

Wärme ist nichts für den Akku, weshalb Sie ihn niemals großer Hitze, beispielsweise starker Son­neneinstrahlung aussetzen sollten. Tagelanges Lagern im heißen Auto ist ebenso eine schlechte Idee, wie das Abstellen des Pedelecs in der prallen Sonne.

Ihnen ist der Akku heruntergefallen, das Netzteil oder der Akku selbst geben beim Aufladen seltsa­me Geräusche von sich? Der Akku erwärmt sich plötzlich übermäßig? Im Einzelfall ist anzuraten, den Akku beziehungsweise das Pedelec sofort vor der Haustür auf einer feuerfesten Unterlage ab­zulegen und Ihren Fahrradhändler hinzuziehen.

Die offiziellen Sicherheitstipps des IFS (Institut für Schadenverhütung und Schadenforschung der öffentlichen Versicherer e.V.)9 fassen die Gefahrenquellen sehr gut zusammen:

  • Li-Ionen-Akkus in trockenem Zustand bei Raumtemperatur und an brandsicherer Stelle aufladen, beispielsweise auf einem Steinboden.
  • Akkus nur mit dem dafür vom Hersteller freigegebenen Ladegerät aufladen.
  • Ladegerät und Akku nicht neben Materialien platzieren und Raum mit Rauchmelder aus­statten.
  • Akkus nicht unbeaufsichtigt über Nacht und in Wohnräumen laden.
  • Vorsicht ist bei Akkus geboten, die längere Zeit nicht verwendet wurden, weil sie durch Tiefentladung beschädigt werden.
  • Li-Ion-Akkus bei kalten Temperaturen und Winterwetter nicht in der unbeheizten Garage lagern.
  • Li-Ion-Akkus nicht in der Nähe von heißen Oberflächen lagern.
  • Wird das Elektrofahrrad auf dem Gepäckträger des Autos transportiert, den Akku vom Fahrrad entfernen.
  • Heruntergefallene und/oder beschädigte Akkus nicht mehr in Betrieb nehmen, sondern fachgerecht entsorgen. Mechanische Beschädigungen können zum Brand führen.
  • Li-Ionen-Akkus nicht zerlegen oder modifizieren.
  • Vor der Entsorgung alter Li-Ionen-Akkus die Kontaktflächen oder Akkupole abkleben.

Warum Sie beim Akku auf Nummer sicher gehen sollten

Li-Ionen-Akkus haben im Vergleich zu konventionellen Batterien eine wesentlich höhere Energie­dichte und Kapazität. Fällt Ihnen eine haushaltsübliche AA- oder AAA-Batterie auf den Boden, wird sich diese höchstens langsam entladen, sofern sie überhaupt beschädigt ist.

Bei Li-Ionen-Akkus kann dagegen schon ein sehr heftiger Stoß zu einer schlagartigen Entladung führen. Unter Umständen verhält sich der Akku dann wie eine Handgranate und verteilt seinen brennenden Inhalt weitläufig in der Umgebung; in harmloseren Fällen bläht sich der Akku nur auf beziehungsweise weist eine mehr oder weniger starke Rauchentwicklung auf.

Wir empfehlen bei Akkubrand in einem Gebäude die sofortige Flucht nach draußen, denn es ent­wickeln sich giftige Gase. Unter Umständen -- wenn keine Gefahr für einen großflächigen Brand besteht -- öffnen Sie die Fenster, damit sich der Rauch verzieht. Auf den Akku hat die zusätzliche Luftzufuhr keinen Einfluss, da dieser seinen Sauerstoff bereits mitbringt. Alarmieren Sie sofort die Feuerwehr und weisen Sie diese auf die Brandursache hin.

Weil es sich um einen Metallbrand handelt, sind Löschversuche mit konventionellen Feuerlö­schern sinnlos und gefährlich. In Brand geratene Gegenstände lassen sich dagegen mit einem han­delsüblichen Pulver- oder Kohlendioxid-Löscher bekämpfen.

Die Pedelec-Fachhändler bieten zumindest für Bosch-Akkus eine Diagnose an, die Sie in An­spruch nehmen sollten, falls Sie eine Beschädigung oder einen plötzlichen Kapazitätsverlust Ihres Akkus vermuten10.


Welche Gefahren beim Aufladen von beschädigten oder tiefentladenen Akkus drohen, demonstriert zum Beispiel das Institut für Schadenverhütung auf YouTube11.


In Deutschland wurden bisher nur wenige Pedelec-Akku-Brandfälle bekannt. Spektakulär war der Brand eines Fahrradladens in einem Parkhaus, bei dem im Februar 2017 ein Schaden von ca. einer halben Million Euro entstand.12

Akku-Typen

Der Akku Ihres Pedelecs wird häufig vom gleichen Unternehmen zugeliefert, der auch den Motor und die Steuerung produziert (darauf gehen wir im Kapitel Der Motor ein). Neben Marktführer Bosch sind dies Panasonic, Shimano, Brose und viele weitere. Sofern Sie sich mehrere Elektro­fahrräder für Familie oder Partner zulegen, kann es sich lohnen, auf die Akku-Austauschbarkeit zu achten. Sie sind dann flexibel, wenn Sie zum Beispiel mal einen Zweitakku für eine längere Tour benötigen oder Sie vergessen haben, Ihren eigenen Akku aufzuladen.

Fast jeder Hersteller kauft die Antriebskomponenten zu. Eine Ausnahme ist Kalkhoff, bei dem nicht nur Motoren von Bosch und anderen Herstellern, sondern auch das hauseigene »Impulse« verbaut wird. Dieses System und den zugehörigen Akku finden Sie zudem bei den Marken Focus, Rixe, Raleigh und Univega (die aufgeführten Marken gehören alle zur Derby Cycle Holding).

Wenn der Akku nicht mehr erhältlich ist

Die Fahrradhersteller und deren Motor- und Akkuzulieferer stellen jährlich neue Produkte vor und stellen alte ein. Sogar Bosch spricht inzwischen bei seinen Antriebssystemen vom »Modelljahr«13 Weil Ihr Elektrofahrrad, je nach Pflege und Nutzung, 10 - 20 Jahre halten wird, ist deshalb die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass Sie irgendwann keinen passenden Akku nachkaufen können. Die entstehende Lücke füllen Anbieter von Nachbau-Akkus.

Alternativ führen zahlreiche Dienstleister einen »Zellenaustausch« durch. Dazu muss man wissen, dass Pedelec-Akkus nicht aus einem einzelnen monolithischen Akkublock bestehen, sondern aus mehreren dutzend Einzelzellen. Das heißt, selbst wenn sich die Akkubauform zweier Hersteller un­terscheidet, ist der interne Aufbau genau genommen immer gleich.


Zahlreiche Dienstleister haben sich auf die Reparatur von Akkus alter Pedelecs spezialisiert. In un­serem Fall gab der NiCad-Akku unseres 15 Jahre alten Sachs-Pedelecs den Geist auf, worauf wir den Akku bei einem Dienstleister eingeschickt haben, der die NiCad-Zellen gegen Li-Ionen-Zellen austauschte. Auch die Ladeelektronik wurde angepasst und mit dem aufgefrischten Akku ein neues Netzteil zurückgeliefert14.

Akkubauformen

Die ersten Pedelecs waren vor 15 Jahren genau genommen nur umgebaute Fahrräder, deren Akku auf oder unter dem Gepäckträger Platz fand. Eine besondere Rahmenkonstruktion für die Akkuauf­nahme war somit nicht nötig. Weil der Akku allerdings 3 - 5 kg wiegt, ergibt sich daraus ein un­günstiger Schwerpunkt, der sich in Kurven und steilen Anstiegen bemerkbar macht. Bei Letzterem hat man das unangenehme Gefühl, nach hinten weg zu kippen.

Pedelec mit Gepäckträgerakku

Pedelec mit Gepäckträgerakku (Foto: www.fahrer-berlin.de | pd-f).

Pedelec mit Rahmenakku

Pedelec mit Rahmenakku (Foto Max Pixel15).

Die meisten Elektrofahrräder haben ihren Akku inzwischen am Unterrohr oder vor dem Sitzrohr (falls Ihnen diese Fachbegriffe nichts sagen, finden Sie dazu eine Erläuterung im Kapitel Rahmen). Weniger häufig ist eine Akkuposition hinter dem Sitzrohr, denn dafür muss das Hinter­rad etwas nach hinten wandern, was das Fahrrad verlängert. Der Wendekreis wird dadurch etwas größer. Wo sich der Akku befindet hängt stark vom Rahmen ab. Bei einem Diamantrahmen existieren nun mal mehr Unterbringungsoptionen als bei einem Tiefeinsteiger.

Der Trend geht inzwischen zur möglichst unauffälligen Rahmenintegration, sodass man auf dem ersten Blick nicht mehr das Pedelec von einem normalen Fahrrad unterscheiden kann. Man muss aber dann Nachteile in Kauf nehmen: Bei einigen Pedelecs ist der Rahmenakku fest verbaut oder kann nur direkt im Pedelec aufgeladen werden. Sofern Sie den Akku herausnehmen können, ist dies darüber hinaus manchmal nur sehr umständlich möglich.

Bosch PowerTube-Rahmenakku bei einem Mountainbike

Bosch PowerTube-Rahmenakku bei einem Mountainbike

Bosch PowerTube-Rahmenakku bei einem Mountainbike. Aus Platzgründen befindet sich der Akku auf der Unterseite des Rahmens (Fotos: Bosch).

Bei diesem Pedelec der Marke Flyer wird der Rahmenakku dagegen von von oben in den Rahmen eingelegt. Foto: www.flyer-bikes.com | pd-f

Bosch Dual Battery

Auf die gestiegenen Reichweitenansprüche hat Bosch vor einigen Jahren mit dem Dual Battery-System reagiert, das hauptsächlich hochpreisige Fahrradhersteller wie Riese & Müller einsetzen. Damit kommen Sie mit 500 oder 625 Wh-Akkus auf einen Energievorrat von 1000 beziehungs­weise 1250 Wh. Der Einsatz von beiden Akkus gleichzeitig ist übrigens nicht zwingend. Bei­spielsweise lassen Sie den zweiten Akku für kurze Touren zuhause oder verwenden ihn in einem anderen (kompatiblen) Pedelec und stecken ihn nur für längere Strecken ans Fahrrad. Alternativ kaufen Sie den zweiten Akku erst nach, wenn Sie ihn wirklich benötigen.

Ein der Dual Battery ähnliches Produkt ist für Haibike-Modelle mit dem ModularRailSystem er­hältlich. Der »Range Extender«16 enhält die passenden Kabel und eine vernünftige Halterung für das Bosch-Antriebssystem.

Inzwischen bieten Online-Händler17 Nachrüstsets für das Bosch Dual Battery-System an, welche aber ein Pedelec ab Baujahr 2017 voraussetzen. Ältere Boschantriebssysteme ab 2015 funktionie­ren damit eventuell nach einem Softwareupdate der Steuerung18. Die Befestigung des zweiten Ak­kus erfolgt durch eine Bastellösung19, beispielsweise mit Klettband oder einer Rahmentasche.


Riese & Müller Supercharger mit Bosch Dual Battery

Der Riese & Müller Supercharger mit Bosch Dual Battery hat dank seiner bis zu 1000 Wh eine enor­me Akkureichweite. Foto: www.r-m.de | pd-f

Reichweite erhöhen

Die maximal mögliche Reichweite Ihres Pedelecs hängt von vielen Faktoren ab:

  • Kapazität und Ladezustand des Akkus
  • Gewicht von Fahrer und Fahrrad
  • Fahrradzustand (Reifendruck, schlecht geölte Kette usw.)
  • Höhenprofil und Belag der Fahrtstrecke
  • Temperatur und Gegenwind
  • Fahrweise und Unterstützungsstufe

Aus diesen Parametern ergibt sich bereits, dass es kaum möglich ist, vorab die tatsächliche Reich­weite zu ermitteln. In der Praxis werden Sie daher mit Erfahrungswerten aus vergangenen Touren arbeiten. Auf längeren Strecken können Sie auch einfach einen zweiten Akku oder Ihr Ladegerät mitnehmen, denn eine Steckdose wird Ihnen fast jede Raststätte -- gegebenenfalls gegen Bezahlung -- anbieten. In Ihrer Tourenplanung berücksichtigen Sie dann aber die durch das Aufladen beding­ten langen Pausen. Ein leerer 500 Wh-Akku (Power Pack 500) von Bosch benötigt beispielsweise 4,5 Stunden für die volle Aufladung20. Als Arbeitspendler besorgen Sie sich einfach ein zweites Netzteil, mit dem Sie im Büro für die Aufladung sorgen.

Ein leerer Akku ist im übrigen kein Beinbruch, denn jetzt müssen Sie halt ausschließlich mit Bein­kraft für den Vortrieb sorgen.


Bosch stellt übrigens auf seiner Website www.bosch-ebike.com einen Reichweitenassistenten zur Verfügung21, der auch auf andere Akkufabrikate anwendbar ist und neben der Akkugröße und Un­terstützungsstufe auch Fahrergewicht, Trittfrequenz, Geländeart, Belag und Fahrtwind einkalku­liert.

Praktische Tipps

An jedem Pedelec lässt sich die Motorunterstützung in mehreren Stufen einstellen. Wählen Sie ge­gebenenfalls eine niedrige Stufe, bei der Sie noch nicht ins Schwitzen kommen. Die Bedien­einheiten einiger Fahrräder informieren sogar mit einer Balkenanzeige über die aktuelle Unter­stützung.


Der Reifendruck (siehe Kapitel Luftdruck) und eine schlecht geölte Kette haben ebenfalls enor­men Einfluss auf die nötige Motorunterstützung.

Es versteht sich von selbst, dass Sie den Akku bei winterlichen Temperaturen immer im Haus la­gern und erst kurz vor Fahrtantritt ins Pedelec einsetzen. Ein tiefgekühlter Akku stellt nämlich nicht die volle Kapazität zur Verfügung. Normalerweise wärmt sich der Akku zwar durch die Entladung selbst, sollte er aber trotzdem merklich abkühlen -- Sie können das durch Fühlen am Akku selbst prüfen -- könnte auch eine Akku-Neoprenhülle aus dem Fachhandel Sinn machen.


Eine Neoprenhülle verhindert das Auskühlen des Akkus bei kalter Witterung. Achten Sie beim Kauf auf eine Hülle, die für Ihren Akku geeignet ist, denn es gibt unterschiedlichste Akkubauformen. Foto: www.pd-f.de / Florian Schuh

Wichtig ist natürlich Ihre Fahrweise: Fahren Sie vorausschauend und vermeiden Sie häufiges An­fahren. Dies ist im Prinzip wie beim Auto, das im Stadtverkehr bei häufigem Stopp-and-Go-Ver­kehr in der Stadt mehr Sprit verbraucht als auf einer Landstraße.

Experten empfehlen hohen Pedaleinsatz22. 60 bis 80 Kurbelbewegungen der Pedale gelten als ide­al, weil hohe Gänge mit geringer Trittgeschwindigkeit den Akku stärker belasten. Fahren Sie zu­nächst mit einem niedrigen Gang an, um auf die genannte Anzahl an Kurbelbewegungen zu kom­men und schalten Sie nach und nach die Gänge hoch, wobei sie aber immer die Trittfrequenz bei­behalten. Dieser Tipp gilt übrigens nur für Pedelecs mit Mittelmotor (Motor im Kurbelgehäuse), während für Gefährte mit Hinterradantrieb (Motor in der Radnabe) eine gleichmäßige Geschwin­digkeit wichtiger ist.


  1. https://www.akkushop.de/de/news/verbot-von-nicd-akkus-ab-2017

  2. https://geizhals.de/bosch-powerpack-500-rahmenakku-a1650031.html (Stand: 17.04.2020)

  3. https://geizhals.de/bosch-powerpack-400-rahmenakku-a1650037.html (Stand: 17.04.2020)

  4. https://www.akkuman.de/akku-academy/lebensdauer-eines-e-bike-akkus/00526/

  5. https://www.adac.de/infotestrat/tests/fahrrad-ebike-zubehoer/li_ion_batterien_2015/default.aspx

  6. https://www.bosch-ebike.com/de/news/11-fragen-rund-um-den-ebike-akku

  7. https://www.bosch-ebike.com/de/news/sicher-durch-den-winter-mit-dem-ebike

  8. https://www.pd-f.de/2014/10/16/8663_e-bike-akku-mit-voller-ladung-durch-die-kaelte

  9. https://www.ifs-ev.org/archiv/pressemitteilungen/1507PMIFS.pdf?highlight=Akku

  10. https://www.bosch-ebike.com/de/service/haendlerservice

  11. Videoausschnitt von https://www.youtube.com/watch?v=dYq75w9WBJM

  12. http://www.kn-online.de/Nachrichten/Panorama/E-Bike-Akku-explodiert-Brand-in-Parkhaus

  13. https://www.bosch-ebike.com/de/news/2018/

  14. Bildschirmfoto: http://www.akkukaufhaus.de/akkus/fuer-ebikespedelecs/sachs-elo/5908/24v-10ah-nimh-e-bike-akku-fuer-sachs-elo-classic-inkl.-einbau-ins-gehaeuse?number=10483

  15. https://www.maxpixel.net/S-pedelec-Overtime-Grace-Ebike-1231278

  16. https://www.emtb-news.de/news/haibike-range-extender

  17. https://www.elektrofahrrad24.de/2017-bosch-dual-batterie-y-kabel-fuer-doppelte-akku-kapazitaet-515-430mm

  18. https://www.pedelecforum.de/forum/index.php?threads/dual-battery-für-bosch.42892

  19. https://www.pedelecforum.de/forum/index.php?threads/akkuhalterung-für-den-zusatzakku.46304

  20. https://www.bosch-ebike.com/de/news/11-fragen-rund-um-den-ebike-akku

  21. https://www.bosch-ebike.com/de/service/reichweiten-assistent

  22. https://www.elektrobike-online.com/know-how/e-bike-reichweite-alles-was-sie-zum-thema-e-bike-und-reichweite-wissen-muessen.1313038.410636.htm